Category Archives: Pflanzen

Blühen wird nicht belohnt

Ungerecht ist die Welt.
Unsere Kiwi, die wir vor sieben Jahren in den Garten gepflanzt haben, dient nun in einigen Beeten als Mulch.
Sie hat neben den Wurzen den Zaun zum Nachbargrundstück behübscht. 2008 haben wir für sie extra eine Pergola gebaut, damit sie genug Platz hat, sich zu entfalten.
Wunderschön hat sie geblüht. Ihre großen, weich behaarten Blätter haben im Sommer Schatten gespendet.

2011-04-30_03wzGern bin ich in der Kiwilaube gesessen und habe dem Plätschern der Zisterne gelauscht, mit einem guten Buch in der Hand oder einfach nur meinen Gedanken nachhängend.

2011-04-30_04wzSo sah es noch vor drei Tagen aus.

2011-04-30_02wzUnd so heute.

2011-04-30_01wz„Jenny“ ist nicht mehr. Sie war eine selbstfruchtende Sorte, die keinen männlichen Bestäuber benötigt. Angeblich. Leider war ich vor sieben Jahren noch nicht ganz so bewandert in Sachen Pflanzen und fand es ungeheuer praktisch, nur eine Kiwi pflanzen zu müssen. Heute erkenne ich darin eine Verkaufsmasche, mehr nicht.
Nun also ist „Jenny“ durch den Häcksler gegangen und zu Mulch geworden.
Wir sind gierig und wollen schließlich auch Früchte ernten. Möglichst viele.
„Purpurna Sadowa“, eine glatte, rotschalige und rotfleischige Kiwi, und eine männliche Befruchtersorte sind eingezogen.
Ganz kahl sieht es jetzt hier aus. Trostlos irgendwie, genau so wie das Regenwetter.

Zwischen den Zeiten

Gestern war zum ersten Mal seit Wochen das Grau am Himmel wieder etwas weniger und somit etwas mehr Licht im Garten. Die Temperatur ist rasant angestiegen. Wir hatten heute 13 Grad plus! Morgen sollen es sogar 14 Grad werden. Mein Kopf mag das gar nicht, den Pflanzen scheint es aber zu gefallen.

Die Knopsen der einzigen Rose, die wir vom Vorbesitzer übernommen haben, setzen zum Aufblühen an.

01_2008-01-18_HausrosewzTarde Gris, eher eine Hätschelrose bei mir, hat bisher den Winter gut überstanden.

02_2008-01-18_TardeGriswzThe Fairy ist sowieso ein Ausbund an Vitalität. Kaum ist es etwas wärmer, blüht sie wieder.

03_2008-01-18_TheFairywzDie Bodendeckerrose Mainaufeuer ist bisher gänzlich unbeeindruckt vom Winter. Sie bewohnt aber auch eine besonders warme Ecke im Stufenbeet.

04_2008-01-18_MainaufeuerwzWife of Bath kann es nicht lassen und badet ebenfalls einige Knospen in der frühlingshaften Luft.

05_2008-01-18_WifeOfBathwzViridiflora hat letzten Winter einfach durchgeblüht, heuer scheint sie dasselbe vorzuhaben.

06_2008-01-18_ViridiflorawzSeit dem Spätsommer schiebt auch die Heritage immer wieder Knospen, manchmal gehen sie auf oder, je nach Wetter, sie werden zu regelrechten Knospenmumien.

07_2008-01-18_HeritagewzDie namenlose Chrysantheme mit der unglaublich leuchtenden Farbe, die mir heuer förmlich über den Kopf gewachsen ist, ist zwar von den kalten Tagen und Nächten vor zwei Wochen recht mitgenommen. Trotzdem schickt sie noch immer ein Leuchtfeuer durch den hinteren Teil des Gartens.

08_2008-01-18_ChrysanthemewzDie Blütenstände dieses Grases scheinen überhaupt wie erstarrt in den Kulissen festzuhängen.

09_2008-01-18_GräserwzAnders hingegen Mahonia bealii „Winter Sun“. Sie blüht jetzt schon seit fast zwei Monaten ganz langsam auf, ein gelbes Glöckchen nach dem anderen öffnet sich im Zeitlupentempo.

10_2008-01-18_MahoniewzDie Helleboren lassen sich noch Zeit. In meiner Ungeduld musste ich heute unter der Laubdecke nachschauen und fand viele noch versteckte Knospen. Sie harren wohl noch einige Tage im Dunkel des Laubs aus und warten auf den geeigneten Augenblick für ihren Auftritt.

11_2008-01-18_HelleboruswzAuch auf den Duft der Blüten des Süßbuchses, Sarcococca hookeriana humilis, muss ich noch ein wenig warten. Er blüht heuer zum ersten Mal in unserem Garten und ich freue mich schon auf den intensiven Duft, den er verströmen soll.

12_2008-01-18_Sarococca2wzDiese Euphorbie, ich glaube es ist Euphorbia amygdaloides, steht schon in den Frühlings-Startlöchern.

13_2008-01-18_EuphorbiewzEbenso wie Viburnum farreri Candidissimum, ein klein bleibender Winter-Duftschneeball. Auch ihn habe ich erst im letzten Jahr gepflanzt und bin daher besonders gespannt auf seine erste Blüte.

14_2008-01-18_DuftschneeballwzIm Herbst habe ich begonnen, viele kleine Immergrüne, wie hier Chamaecyparis lawsoniana Ellwoodii, zu pflanzen, um dem Garten auch im Winter mehr Struktur und Grün zu verleihen. Die vielen Eiben, Scheinzypressen, Buchse, Ilexe und anderen Winzlinge wachsen in den nächsten Jahren hoffentlich kräftig. Sie werden, wenn sie größer sind, das Aussehen des gesamten Gartens sicher sehr verändern.

15_2008-01-18_Immergrün EllwoodiiwzIch sollte mir ein Beispiel am Leseengerl nehmen und dem Wachsen des Gartens mit ebensoviel Geduld und Gelassenheit zusehen.

16_2008-01-18_EngelwzManchmal gelingt mir das, manchmal nicht.

Drei Eigenwillige

Jetzt, da im Garten nicht wirklich viel los ist, kann ich einiges nachholen, was ich im Laufe der Gartensaison schreiben wollte, wozu aber keine Zeit war. Es passt zwar nicht unbedingt zur Jahreszeit, aber was soll’s.

Andere GalaxiewzNein, das ist kein Blick in eine andere Galaxie, das ist ein tiefer Blick in die Blüte einer Pflanze von enormer Wuchskraft: Malva sylvestris ssp. mauretanica, die Mauretanische Malve.

Im ersten Gartenjahr habe ich diese schöne Pflanze angebaut, um etwas Farbe in die vielen damals noch leeren Beete zu bringen. Auf dem Samenpackerl und im Internet fand ich die Angaben, sie sei in unseren Breiten zweijährig, weil nur bedingt frosthart und werde in etwa 1,2 m hoch. Ich war begeistert von den raschwüchsigen Pflanzen, die unglaublich ausdauernde Blüher sind. Jedoch hörten sie einfach nicht zu wachsen auf und erreichten im ersten Jahr locker 2 Meter. Im Herbst entfernte ich alle Malven aus den Beeten, sie waren viel zu hoch – und außerdem wollte ich im nächsten Jahr dort Stauden pflanzen.

Einige der Malven haben sich jedoch ausgesät und überraschten mich im nächsten Jahr mit ihrer perfekten Standortwahl.

2007-06-18_HolzhuettenmalvewzGenau in der Mitte unserer Holzhütte an einem Pfosten wächst seither eine gut 2,5 Meter hohe Mauretanische Malve. Sie verdeckt gekonnt den unschönen Anblick von allerlei Gerätschaften und vereint sich im Mai und Juni mit der unbekannten Kletterrose, die an der rechten Holzschuppenwand auf das Dach hinauf wächst, zu einem wahren Farbenrausch.

2007-05-10_LaternenmalvewzAls wüsste die Malv2007-06-18_Rasenmalvewze genau, welche Stellen optisch unschön sind: Auch am den Fuß der Gartenlaterne hat sie sich breitgemacht und verdeckt so den Einblick unter die Terrassenstiege, der wahrlich keine Augenweide ist.

Und von wegen einjährig: Die Malven frieren zwar zurück bzw. schneide ich sie im Winter ab, aber im Frühling treiben sie zuverlässig wieder aus und wachsen bis zu 3 Metern hoch.

Auch an einigen Stellen im Rasen wachsen kleine Pflänzchen der Mauretanischen Malve. Sie werden jedesmal beim Rasenmähen abgemäht, schieben aber trotzdem dazwischen immer wieder Blüten und bringen so wunderschöne Farbtupfer in den Rasen. Andere würde das vielleicht stören: Wir haben, wie auf dem Bild zu sehen, mehr eine Wiese als einen Rasen, da sind Blüten willkommen.

Eine weitere Pflanze, die heuer selber ihren Standort gewählt hat, ist die Trichterwinde „Grandpa Ott“ (Ipomoea purpurea).

2007-08-29_WasserhahnwindewzLetztes Jahr durfte sie eine der hinten im Bild sichtbaren Smaragdthujen bewachsen. Sie hat sich wohl gedacht, der Wasserhahn sieht viel hässlicher aus als die Thujenkegel und ließ sich in einer schmalen Ritze zwischen dem Betonsockel und der Trittplatte unter dem Wasserhahn nieder. So verschönerte sie in diesem Jahr den Wasserhahn bis zum Frost mit ihren Blüten. Mal schauen, ob sie das im kommenden Jahr auch wieder vorhat.

2007-09-04_WaschbetonnachtkerzewzAm Rand eines Waschbetonweges hat sich eine Nachtkerze (Oenothera biennis) zwischen den Betonplatten und den danebenliegenden Steinen niedergelassen. Sie blieb winzig im Verhältnis zu ihren freiwachsenden Schwestern in den Beeten. Aber ihre gelben Blüten haben diese graue Stelle unheimlich aufgewertet.

Diese drei Eigenwilligen stehen stellvertretend für andere sich selbst ausgesäte Pflanzen, über die ich mich heuer freuen durfte. Manche musste ich natürlich entfernen, weil sie einfach nicht an bestimmte Stellen passten, aber im Großen und Ganzen habe ich das Gefühl, dass viele dieser Eigenwilligen ziemlich genau wissen, was sie tun…

Sternwolken-Aster

Eine Pflanze, die mir im Herbst sehr viel Freude bereitet, ist Boltonia asteroides „Snowbank“, eine Scheinaster.2007-10-17_01wzDie „Snowbank“ ist heuer im Frühjahr in unserem Garten eingezogen. Obwohl sie eigentlich Sonne lieber mag, habe ich sie in den halbschattigen „waldigeren“ Gartenteil gepflanzt. Sie sollte im herbstlichen Garten weiße Leuchtkraft in das Eibenbeet bringen. Sehr dicht an eine Blutpflaume gepflanzt, machte ich ihr das Leben von Anfang an nicht gerade leicht. Mit sehr viel Aufmerksamkeit und Besuchen versuchte ich das wieder wett zu machen.
Nun dankt sie mir das schon seit Wochen, indem sie mit ihren Blüten regelrechte Leuchtpunkte in die dunkleren Herbsttage setzt.

Ihre feinstrahligen weißen Blüten kommen besonders vor einem dunklen Hintergrund zur Geltung.

2007-10-06_doppeltwzBesonders gerne statte ich ihr daher immer nochmal bei Einbruch der Dunkelheit einen Besuch ab. Ihre Blüten scheinen dann noch mehr zu leuchten.

2007-10-17_ganzwzDie Boltonia asteroides „Snowbank“ soll angeblich 1,5 m hoch werden und von August bis Oktober blühen. Diese Höhe hat sie in ihrem ersten Standjahr noch nicht erreicht. Auch ihre Blüte setzte erst im September ein, nicht wie in den Staudenkatalogen beschrieben schon im August. Mal schauen, wie sie sich in den nächsten Jahren noch entwickeln wird.

2007-10-06_BluetenblaetterwzIch habe mich jedenfalls in die Blüten der „Sternwolken-Aster“, wie sie passenderweise auch genannt wird, verliebt. Sie sind so filigran und zart, jedes Blütenblatt ist in sich gedreht, was der Blüte eine gewisse Lebendigkeit und Energie verleiht – und vielleicht auch ihre besondere Leuchtkraft.