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Schneeglöckchen & Bildstockbaum

Am Sonntag ließ sich zum ersten Mal seit wie mir scheint ewigen Zeiten die Sonne etwas blicken. Sogar ein Stück blauer Himmel kam zum Vorschein – es gibt ihn also doch noch!

Unsere geografische Lage hier bietet klimatologisch einige Vorteile: Im Westen der Pannonischen Tiefebene gelegen, haben wir relativ milde Winter, wenig Schnee, aber auch heiße, trockene, lange Sommer (sehr günstig für Tomaten!) und dazu ständigen Wind (auch günstig für Tomaten, könnte ich aber gern drauf verzichten – auf den Wind, nicht auf die Tomaten…).
Neben diesen Vorzügen bietet die Lage am Rand des Wiener Beckens leider auch einen gravierenden Nachteil: Von November bis März überwiegen die „grauen Tage“ mit Hochnebel, durch den kein Sonnenstrahl dringt. Wir sehen oft wochenlang keinen Himmel, nur eine graue, dichte Wolkendecke. Das drückt mit der Zeit ganz schön auf’s Gemüt und so lechze ich jedes Jahr besonders nach den ersten Anzeichen von Frühling. Und nach dem ersten frischen Grün aus Wald und Wiese.

Um danach Ausschau zu halten besuchten wir am Sonntag unseren bevorzugten Bärlauch-Ernteplatz und mussten feststellen, dass noch nicht einmal die ersten Spitzen aus dem Laub heraus schauen. Dafür übersäten jede Menge Schneeglöckchen den Waldboden.

2009-03-02_03wzEin kleines Stück des Weges weiter im Auwald in Mühlleiten, einer kleinen Ortschaft ca. 2 km von unserem Haus entfernt, fand ich diesen Baum. Ganz schön zurecht gestutzt wurde er schon. Direkt an einem beliebten Spazierweg gelegen, musste das wohl aus Sicherheitsgründen sein.

2009-03-02_01wzAuch dieser Baum wurde als Bildstock genutzt.

2009-03-02_02wzLeider sind die Bilder und Inschriften auf den Taferln nicht mehr zu erkennen.

Erstaunlich, wie viele Bäume es in unserer Umgebung gibt, die als „Bildstockbäume“ gedient haben oder es immer noch tun. Seit ich angefangen habe, sie zu fotografieren, fallen mir immer mehr von ihnen auf.

Etwas Frisches, Grünes haben wir aber dann doch von unserem Spaziergang mitgebracht zum Essen: Auf der Wiese neben dem Baum wuchs wilder Lauch. Schmeckte köstlich im Salat, so richtig nach Frühling!

Die „Bildstockeiche“ in Orth

Ganz in unserer Nähe, in Orth an der Donau, gibt es einen netten Spazierweg im Nationalpark Donauauen, den wir gerne in der kalten Jahreszeit gehen. Ein Grund dafür ist, dass auf diesem Rundweg zwei außergewöhnliche Baumgestalten zu finden sind. Eine davon, möchte ich hier kurz zeigen.

Im Winter, ganz ohne Blattwerk, das von den knorrigen Ästen ablenkt, offenbart sich die Gestalt alter Bäume am besten. Und schon bald nach der ersten Wegbiegung zeigt sich die angeblich über 100 Jahre alte Eiche. Keine Ahnung, wie alt sie wirklich ist.

2009_BstE1wzViele der großen Äste sind schon abgebrochen, manche davon liegen im Auwald und vermodern langsam. Von unten bis hoch in die Krone hinauf ziert ein immergrüner Efeu die sog. Bildstockeiche.

Wikipedia sagt, ein Bildstock ist „ein meist zu religiösen Zwecken errichtetes Wahrzeichen im Freien“. Bildstöcke sind oft in Form von Säulen und Pfeilern gehalten und beinhalten zumeist eine Christus-, Marien- oder Heiligenfigur.

Es gibt jedoch auch noch immer einige alte Bäume, die als Bildstock dienen. An diesen sind meist sog. Marterl, Gedenkbilder, zu finden. Auch Taferln mit Sprüchen, Gebeten, kleinere Opfergaben wie Münzen, Anhänger oder Blumen finden sich an diesen Bildstockbäumen. Menschen suchten diese besonderen Bäume in früheren Zeiten oft auf, um Gott/die Götter um etwas Bestimmtes zu bitten oder für etwas Dank zu sagen. Zumeist handelte es sich bei diesen besonderen Bäumen um Eichen.

Die sog. Bildstockeiche von Orth steht ganz „offiziell“ in dieser Tradition. Sogar in den Wanderführern der Gegend wird sie als Bildstockeiche ausgewiesen.

2009_BstE2wzZu ihren Füßen findet man ein Kniebänkchen zum Beten das manchmal tatsächlich auch noch als solches benutzt wird.

Ich liebe solche altehrwürdige Baumgestalten, sitze gerne ganz ruhig zu Füßen dieser eindrucksvollen Bäume und tanke ein wenig Energie für die Seele.

In dieser Woche haben jedoch woanders Energie getankt, nämlich in einer Therme. Deshalb konnte ich auch eure Blogs nicht besuchen und kommentieren, was ich in der kommenden Woche sicherlich nachholen werde!