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Jardin Majorelle

Fünf Tage Marokko sind definitiv viel zu wenig. Drei Tage davon waren wir in Marrakesch, meiner neuen Lieblingsstadt. Eine bunte, laute, duftende, spannende Stadt mit unglaublich schönen Sehenswürdigkeiten und einer zum Herumstreunen und Erkunden einladenden Altstadt.

Ein paar Stunden tauchten wir ein in den „Jardin Majorelle“. Dieser weltberühmte Garten wurde von Jaques Majorelle ab 1924 angelegt und 1947 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1962 verstarb der passionierte Gartenbesitzer. 1980 kaufte Yves Saint Laurent den Garten und gründete eine Stiftung, die sich seither um dessen Erhalt kümmert.2014-11-JM001wzSchon der Eingangsbereich versetzt einen in eine andere Welt.

2014-11-JM002wzEin paar Schritte durch das Tor und man steht mitten in einem gewaltigen Bambushain.

2014-11-JM003wzDer Blick nach oben katapultiert einen in den Bambushimmel. Lange Stängel schwanken im Wind hoch über dem Kopf hin und her.

2014-11-JM004wzDer Besucher wird empfangen von den bestimmenden Elementen in diesem Garten: Pflanzen in riesenhaften Dimensionen,

2014-11-JM008wzrot spiegelnde Wege,

2014-11-JM013wzPflanztöpfe in den kräftigen Farben dieses Gartens, die locker die Wege begleiten,

2014-11-JM005wzund dem Element Wasser,

2014-11-JM009wzdas durch einige Wasserbecken in verschiedenen Größen stets präsent ist.

2014-11-JM010wzDie Wege entlang zu gehen ist nicht einfach, wird man doch ständig von neuen kleinen

2014-11-JM006wzund großen

2014-11-JM017wzMotiven abgelenkt. Ich hätte den ganzen Tag dort verweilen können!

2014-11-JM007wzDie Atmosphäre ist eine ganz besondere: dschungelig, und doch wohl geordnet.

2014-11-JM011wzUnd trotz der vielen Besucher im Garten, ist es außergewöhnlich ruhig. Niemand läuft herum oder schreit. Viele Bänke laden zum Innehalten ein.

2014-11-JM012wz Ein blitzblaues Gebäude in einer Ecke des Gartens beinhaltet ein Museum und eine kleine Ausstellung mit Bildern von Yves Saint Laurent. Alle Bilder sind einem Thema gewidmet: der Liebe.

2014-11-JM014wzDas Blau der Wände liefert den Hintergrund für fantastische Fotos! Überhaupt haben mich die Farben dieses Gartens neben der ruhigen, mystischen Atmosphäre am meisten gefangen genommen.

2014-11-JM015wzImmer wieder lenken riesenhafte Pflanzen den Blick nach oben in den blauen Himmel, der sich in den vielen blauen Elementen des Gartens widerspiegelt.

2014-11-JM016wzEs gibt auch wahre Greise im Jardin Majorelle, doch sie müssen sich keine Sorten um ihr Auskommen machen. Für sie wird gut gesorgt.

2014-11-JM018wzFür mich ist der Jardin Majorelle mit Abstand der ungewöhnlichste Garten, den ich je gesehen habe. Die Stimmung dort ist eine ganz besondere, was angesichts der Besuchermassen höchst verwunderlich ist. Der Garten strahlt eine ungeheure Ruhe aus. Offensichtlich nimmt die Atmosphäre sofort jeden Besucher gefangen, sodass niemand auf die Idee kommt, Lärm zu machen, zu laufen oder zu rempeln. Ver- und bezaubernd im wahrsten Sinne des Wortes!

Beim Kaiser der Paradeiser

Im Osten von Österreich, im Burgenland, da zieht er alljährlich viele seiner über 3200 gesammelten Tomatensorten ganz anders, als wir „HausgärtnerInnen“ das kennen: Erich Stekovics, der „Kaiser der Paradeiser“, zieht seine Tomaten liegend auf Stroh.

2012-01-16_03wzDas spart jede Menge Arbeit: Kein Aufbinden, kein Ausgeizen. Beneidenswert!2012-01-16_02wzDiese Form des Tomatenanbaus funktioniert im trockenen, heißen Klima des Burgenlands hervorragend: Die Tomaten müssen nicht tagelang im Matsch liegen, wenn es zu viel regnet, das Laub ist meist schön trocken und sollte es einmal regnen, trocknen die pannonischen Winde es im Nu wieder ab. Und auch die Schnecken halten sich in Grenzen.

2012-01-16_06wzErich Stekovics schwört auf Bio-Anbau. Es wird nichts gespritzt – und seine Pflanzen werden schon bei der Anzucht abgehärtet: Sie werden relativ kühl groß gezogen und müssen mit sehr wenig Wasser auskommen. Gegossen werden sie in ihrem Erwachsenenleben nur einmal, nämlich beim Auspflanzen ins Freiland.

2012-01-16_01wzSo bilden die Pflanzen ein überaus kräftiges, tief reichendes Wurzelsystem aus und versorgen sich die ganze Saison über selbständig mit Wasser.Wer jetzt vielleicht glaubt, der Ertrag würde unter diesen kargen Bedingungen leiden, der irrt gewaltig. Bei den Führungen über seine Paradeiserfelder geht Erich Stekovics schon gerne mal in die Knie und hebt eine der unzähligen Pflanzen an.

2012-01-16_04wzOft wird dann erst deutlich, wie viele Früchte sich unter dem kräftigen Blattwerk verstecken.

2012-01-16_05wzDen Großteil der Anbaufläche machen einfache Felder aus. Nur relativ wenige Tomaten zieht Erich Stekovics in Gewächshäusern, vor allem die, von denen Samen zur Weitervermehrung genommen werden.

2012-01-16_08wzIn den Gewächshäusern werden die Pflanzen sehr wohl in die Höhe gezogen. Aber sie stehen in ganz normaler Erde.

2012-01-16_09wzDie Menschen seien nicht bereit, reale Preise für die Früchte zu bezahlen, deshalb gibt es keinen eigentlichen Vertrieb der Tomaten mehr, hat er uns erzählt.

2012-01-16_10wzStekovics beliefert aber Gastronomen und verarbeitet die Früchte in seinem eigenen Betrieb zu wahren Köstlichkeiten! Dazu braucht es natürlich mehr als nur Paradeiser. So gedeihen unzählige Sorten Basilikum in Gewächshäusern – was für ein Duft, wenn man dort an einem heißen Tag durch schlendert!

2012-01-16_07wzZu den weiteren Lieblingen von Stekovics gehören die Chilis, von denen er ebenfalls eine ganze Menge verschiedener Sorten zieht.

2012-01-16_11wzIch habe mich bei der Besichtigung des Gewächshauses dazu hinreißen lassen, in eine Jalapeno vorsichtig hineinzubeißen. Hölle!

2012-01-16_12wzAm beeindruckendsten ist aber eindeutig die Sortenvielfalt der Paradeiser. Bei der langen Führung über die Felder und durch die Gewächshäuser durften wir immer wieder die unterschiedlichen Sorten verkosten.

2012-01-16_14wzMan sollte sich jedoch noch eine ganze Menge Platz im Magen aufheben für die anschließende Verkostung der verarbeiteten Gemüsespezialitäten im Betrieb von Erich Stekovics. Wahre Geschmacksexplosionen! Und viele Inspirationen, um die eigenen Gemüsesorten aus dem Garten einmal anders zu verarbeiten und konservieren.Einen Abstecher bei der Führung machten wir auch in den Obstgarten des Betriebes Stekovics. Dort stehen nicht nur viele verschiedene Obstbäume, umgeben von Gemüsefeldern und langen Reihen mit Beerenobst, auch Gänse wohnen im Obstgarten!
2012-01-16_15wzWer sich für Tomaten interessiert und im Osten von Österreich urlaubt oder zu Hause ist, sollte sich eine Führung durch den Betrieb von Erich Stekovics nicht entgehen lassen.

2012-01-16_13wzAuch wenn es etwas teuer anmutet: Es ist das Geld allemal wert, Herrn Stekovics mit seiner Begeisterung über die Sortenvielfalt schwärmen zu hören, ungewöhnliche Anbautipps zu erhalten, unzählige Sorten verkosten zu dürfen und Inspirationen für die Gemüseverarbeitung zu bekommen.

Die Huckinger Seen im Zauberwald

Am letzten Wochenende waren wir endlich wieder einmal auf Familienbesuch im Innviertel. Der Spaziergang rund um die Huckinger Seen, die einige Kilometer von meinem Elternhaus entfernt sind, war einfach nur schön! Bei diesen sog. „Seen“ handelt es sich in Wirklichkeit um drei kleine Teiche: ein etwas größerer, der an der tiefsten Stelle zwei Meter tief ist und zwei kleine Tümpel. Alle verbunden mit einem kleinen Bach und Überbleibsel der letzten Eiszeit.

Schon der Eintritt in den herbstlichen Mischwald verhieß Glück!

2011-11-10_01wzDiese lilabeinigen Gesellen kamen extra zu unserer Begrüßung aus ihrer Höhle am Fuß eines Baumes hervor.

2011-11-10_02wzEin ganz anderer Waldbewohner trug ebenfalls Lila, scheint die Trendfarbe der diesjährigen Schwammerl-Herbstmode zu sein.

2011-11-10_03wzDer Blick auf den größeren Teich, den eigentlichen Huckinger See, mit der halbverfallenen Fischerhütte am gegenüber liegenden Ufer.

2011-11-10_04wzDer See liegt in einer fast windstillen Senke, sodass die Oberfläche stets spiegelglatt und ruhig daliegt.

2011-11-10_05wzAm Ufer entlang stolperte ich schon über die nächsten lilafarbenen Waldbewohner: Ob das nicht getarnte Aliens sind? So Kreischlila können doch Pilze nicht sein!?

2011-11-10_07wzDie Herbst verabschiedet sich mit einem Farbfeuerwerk.

2011-11-10_06wzUnd an manchen Stellen überkamen mich leichte Zweifel.

2011-11-10_08wzBin ich noch im Innviertel….

2011-11-10_09wz…oder in irgendwelchen Mangrovensümpfen?

2011-11-10_11wzUnd warum sind alle Pilze lila?

2011-11-10_15wzDoch, halt, nein, nicht alle.
Manche sind weiß und haben – Stacheln! Sehr geheimnisvoll!

2011-11-10_10wzEine wirklich verzauberte Landschaft. Der Weg war dicht umwachsen von Fingerhüten, die alle im kommenden Jahr blühen werden. Noch nie habe ich so viele dieser kraftvollen Pflanzen gesehen!

2011-11-10_12wzAber schon verdichten sich wieder die Zweifel: Wo bin ich? Ich den Louisianas verwunschenen Sümpfen?

2011-11-10_13wzFast unwirklich diese Schönheit aus Farbe, Wasser und Licht.

Und was oder wer hat hier seine Sporen verstreut? – Die Dekoration ist jedenfalls bestens gelungen, inklusive Farn in der linken Ecke und Feder. Die Natur ist die beste Dekorateurin – oder war hier jemand am Werk und will etwas damit sagen? Oder handelt es sich gar um eine Invasion kleiner weißer Außerirdischer?

2011-11-10_14wzUnd was bitte, beobachten diese zarten Geschöpfe so genau von ihrer Terrasse aus?

2011-11-10_16wzAh, ja, vielleicht diesen kleinen Tümpel, wie er so strahlend in der Sonne daliegt?

2011-11-10_17wzGenau wie der dritte der Teiche, über dem ebenfalls jemand den Scheinwerfer für uns angedreht hat! Dieses Leuchten mitten in einem alten, hohen Mischwald verstärkte den verzauberten, unwirklichen Eindruck.

2011-11-10_18wzDiese Schwammerl waren wirklich verführerisch. Quadratmeterweise bedecken sie den Boden entlang des ganzen Wegs. Davon könnte man sich wahrscheinlich eine ganze Weile ernähren, so viele sind dort zu finden. – Aber sollte man das auch tun? Ich bin leider keine Pilzkennerin!

2011-11-10_19wzWir haben sie jedenfalls einfach nur bestaunt. Ebenso wie diesen Baum am Huckinger See. Ganz schräg geworden über die Jahre.2011-11-10_21wz

Und etwas „abgedreht“.2011-11-10_20wz

Kein Wunder, bei den vielen Schwammerln!

Und wer sich jetzt fragt, wie man denn die Huckinger Seen erwandern kann: Hier ein Link.

Einfach in den Wald gehen…

Bei trübem Herbstwetter habe ich zusammen mit meinem Schatz am Wochenende endlich wieder einmal den „Dr. Wald“ konsultiert.

2010-10-27_04wzRuhige Wege in herbstlichen Farben. Balsam für die Seele. So, wie diese alte Eiche, einer meiner Lieblingsbäume hier bei uns in der Lobau.2010-10-27_03wz

Keine Spaziergänger haben uns gestört. Ich konnte die Ruhe des Waldes spüren, den Herbst riechen und Energie tanken.

2010-10-27_08wzAb und zu öffnet sich ein Blick auf’s Wasser: Altarme der Donau, seit langem schon vom Mutterfluss abgeschnitten. Bei Hochwasser kann man hier nicht gehen. Die Wege sind bis zu einem Meter überflutet.

2010-10-27_05wzWildnis.

2010-10-27_07wzEfeu – hier noch ganz zart und zahm.

2010-10-27_01wzHier schon in armdicken Ranken, die den Baumstamm wie außen liegende Adern bewachsen.

2010-10-27_02wzViele rote Früchte hängen an Sträuchern und leuchten gegen das um sich greifende Grau an: Früchte des Schneeballs, des Spindelstrauchs, Hagebutten, vereinzelt noch Berberitzen und andere.

2010-10-27_06wzHier, bei der Mühlleitner Furt, einem Übergang über ein Altwasser, wachsen riesige Weiden. Der Wasserstand unter der kleinen Brücke ist erstaunlich hoch.

2010-10-27_09wzAm Hinweisschild hat sich jemand einen Spaß erlaubt, damit unsere Konsultation beim Dr. Wald nicht gar so beschaulich wird.

2010-10-27_10wzUnd wieder einmal die Erkenntnis: Ich sollte das viel öfter machen – ohne Ziel und ohne Uhr einfach in den Wald gehen, durchatmen, schauen, riechen, lauschen – sein.

Heimatspaziergang 2 – Durch’s Moor & über die Wiesen

Für den Rückweg wählen wir einen Weg durch einen anderen Teil des Moores, das die Landschaft rund um meine Heimatgemeinde prägt.

2010-04-06_3988wzIch erliege noch immer jedes Mal, wenn ich ein paar Tage in meiner Heimat verbringe, dem Zauber dieser Moorlandschaft.

2010-04-06_3990wzZu jeder Jahreszeit malt die Natur mit anderen Farben.

2010-04-06_3992wzWunderschön die weißen Stämme der Birken – in den Kronen sprießt schon zartes Grün.

2010-04-06_3994wzÜber den sanften Hügel ragt neugierig der Turm der Pfarrkirche von Haigermoos.

2010-04-06_3997wzWir schlagen jedoch eine andere Richtung ein, durch ein Waldstück geht es sanft bergauf. Am Waldrand fällt dieser Schuppen ins Auge. Er ist rundherum dekoriert mit alten Wagenrädern, Werkzeugen aus vergangenen Zeiten und …

2010-04-06_3998wz… tierischen Überresten wie Schädeln, Krallen und Teilen von Gebissen. Leider bin ich nicht versiert genug, um sie den entsprechenden Tieren zuzuordnen.

2010-04-06_3999wzDem Wald abgewandt wandern wir ein kleines Stück an einem zierenden Holzstoß entlang, der zwischen alten Baumstümpfen aufgeschlichtet wurde.

2010-04-06_4004wzHolz prägt in dieser kleinen Region die Landschaft in verschiedensten Formen: Man findet unzählige kleine und kleinste Wäldchen, viele Holzstöße an Wald- und Wegrändern und an den Wänden der Häuser, alte Holzschuppen, die noch immer als Unterstand für Gerätschaften dienen, Holz an Fassaden alter und neuer Häuser.

Auch diesen, einen meiner Lieblingsplätze am Weg, prägt Holz: Ein uralter Baum, als Naturdenkmal deklariert, bewacht eine kleine Kapelle.

2010-04-06_4006wzFür die Kapelle jedoch wurde der Baum zur Bedrohung: Durch den Wurzeldruck bekam das Jahrhunderte alte Mauerwerk Risse, die in jüngster Zeit sogar das Deckengewölbe sprengten.

2010-04-06_4010wzÜber kurz oder lang wird die Kapelle wohl in sich zusammen stürzen. Das macht mich traurig. Hier – nur zehn Minuten von meinem Elternhaus – habe ich oft vorbei geschaut, um die Ruhe zu genießen, die Baum und Kapelle ausstrahlen.

Fast schon sind wir wieder bei meinem Elternhaus. Nur ein kleines Stück durch ein winziges Wäldchen und schon kann ich es sehen.

2010-04-06_4011wzEs geht etwas bergab entlang der Wiese, wo uns Kindern vor – wie es scheint – urdenklichen Zeiten ein Nachbar gezeigt hat, wie man Grillen aus ihrem Bau lockt. Herausgekommen ist keine. Aber lustig war’s.

Ein Marterl am Wegesrand zum Gedenken an ein Geschehen, das aus dem Gedächtnis der Menschen im Ort mittlerweile wohl entschwunden ist.

2010-04-06_4013wzVorbei geht’s am Bauernhof, der meinen Urgroßeltern gehörte. Dort werden wir noch von zwei freundlichen Gesellen begrüßt.

2010-04-06_4015wzJetzt noch ein paar Fußminuten und wir sind wieder am Ausgangspunkt unseres Osterspaziergangs, meinem Elternhaus.
Es war ein wunderschöner Tag, an den ich mich immer gern erinnern werde.

Hier der erste Teil des Spaziergangs zum Nachlesen.