Wie schon in einem vorangegangenen Beitrag erwähnt, ist es durchaus Ziel, dass von Frühling bis Spätherbst ein wichtiger Teil unseres Essens aus dem Gemüsegarten stammt. Überschuss wird eingefroren, eingekocht, eingelegt, getrocknet und dann bis zur nächsten Gartensaison verspeist.
Weil ich aber ein bequemer Mensch bin und mir das Ganze Spaß machen muss, verarbeite ich den Überschuss nicht zu komplizierten Konserven mit allerlei aufregenden Zutaten, sondern beschränke mich auf einfache Methoden und Rezepte. Auf diese Weise haltbar gemacht, lassen sich meine Vorräte dann im Winter sehr unterschiedlich weiter verarbeiten.
Am schnellsten geht das Einfrieren von Gemüse. Kurz blanchiert und ab in den Gefrierschrank. Viele Gemüsearten sind dazu geeignet. Unser Gefrierschrank bietet aber nur begrenzten Platz und die Anschaffung eines zusätzlichen kommt aus Kosten- und Umweltgründen nicht in Frage. Eingefroren werden in erster Linie Fisolen, Zuckerschoten, blanchierter Mangold und ein paar gewürfelte Packerl Karotten, Kohlrabis u.a. Sie sollen als schnelle Beilage im Winter verfügbar sein.
Ebenfalls tiefgefroren werden klein geschnittene Kräuter wie Basilikum, Petersilie, Schnittsellerie und Liebstöckel. Aus Basilikum und Bärlauch mache ich außerdem eine Pestobasis und friere sie in kleinen Dosen ein. Die meisten anderen Kräuter trockne ich einfach und lagere sie in gut verschlossenen Gläsern.
Wobei ich schon bei der zweiten Konservierungsmethode bin, dem Trocknen. Getrocknet werden Kräuter für die Küche, für Tee und Bäder sowie auch Tomaten. Letztere trockne ich jedoch nicht ganz, sondern nur so weit, dass sie noch gut biegsam sind. Dann kommen sie in eine Dose und werden Platz sparend eingefroren. Sie brauchen auf diese Weise nur einen Bruchteil des Platzes, den sie roh einnehmen würden und lassen sich dennoch für viele Zubereitungsarten verwenden. Ansonsten koche ich Tomaten kurz mit Salz und etwas Zucker auf und fülle sie in Twist-Off-Gläser. Dann kommen sie noch kurz zum Sterilisieren ins Backrohr. Die so entstandene Soßenbasis lässt sich sehr vielfältig weiter verarbeiten und hält ziemlich lang, jedenfalls bis zur nächsten Tomatensaison.
Das Einlegen von Gemüse ist mir im Allgemeinen zu langwierig und es schmeckt uns auch nicht sonderlich. Das Einzige, was ich trotzdem gerne einlege, sind Chilis. Unterschiedliche Sorten in einem Glas zusammen mit vielen Kräutern munden einfach viel besser als die gekauften! Wenn allerdings die Bequemlichkeit siegt, weil es grade furchtbar heiß ist, wenn wieder einmal eine Ladung Chilis reif ist, fädle ich sie einfach auf und häng‘ sie ans Fenster zum Trocknen.
Bei ausreichend Zeit und vor allem Lust, bin ich hin und wieder auch mal etwas kreativer: Dann probiere ich verschiedene Gelees aus, zu denen ich mir die Zutaten – Kräuter, Blumen, Beeren – frisch aus dem Garten hole. Oder ich mache Kräutersalz in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Aber das muss nicht sein und dient mehr der Befriedigung meiner neugierig-kreativ-kulinarischen Ader als der „Versorgung“.
Ebenso verhält es sich mit allem Alkoholischen. Ich liebe es, unterschiedlichste Liköre anzusetzen, mit Beeren, Kräutern und anderen Zutaten wild herum zu panschen. Ganz fein ist auch selbst gemachter Fruchtwein oder Hochprozentiges. Eine sehr spannende Sache, wenn Kräuter langsam ihren Geschmack abgeben, wenn Maischefässer umzurühren sind und feine Düfte durch den Keller ziehen. Zur Befriedigung dieser Experimentierlust haben wir einige Beeren- und Obstarten im Garten gepflanzt. Da uns das beiden Spaß macht, verbindet es auch und ist zu einem gemeinsamen Hobby geworden. Wenn jedoch die Bequemlichkeit oder andere Interessen über die Experimentierfreude siegen, bleiben die Beeren in diesem Jahr einfach als Vogelfutter an den Sträuchern.

Melissenwucher im Teebeet
Seit wir den Garten haben, mache ich all unsere Sirupe selber. Gekaufte Säfte trinken wir nur noch ganz selten – und unsere Gäste fragen schon immer nach dem geheimnisvollen „ZMM“. Nun, ZMM ist die Abkürzung für „Zitronenmelisse mit Minze“ und steht auf dem Etikett vieler unserer Saftflaschen. Dann gibt’s noch ZM für Zitronenmelisse, ZV für Zitronenverbene, M für Minze, ZB für Zitronenbasilikum, H für Holler oder Mon für Monarde – und sämtliche Kombinationen davon. Sirup herstellen, geht schnell und unkompliziert. Solange wir ihn trinken und ich das nicht als lästige Arbeit betrachte, werde ich das weiterhin machen. Ich versuche hierbei aber auch, das nicht zur Verpflichtung werden zu lassen.
Zum Zwang, alles ernten und verarbeiten zu müssen, was gerade wächst, sollte Gemüseanbau nicht ausarten. Auch deshalb zum Beispiel mag ich keine Kopfsalate, denn da sind dann plötzlich 20 gleichzeitig „fertig“. Ich baue lieber die lockeren Pflücksalate an, wo ich mir da und dort einfach laufend soviel pflücken kann, wie ich will. Und wenn sie mal nicht abgeerntet werden, entwickeln sie sich zu wirklich dekorativen Pflanzen, die so auch einen gewissen Sinn erfüllen. Im ersten Jahr meinte ich sogar noch, alle unreifen Tomaten verarbeiten zu müssen und machte komplizierte Chutneys, die dann keiner aß. Solche Aktionen habe ich mir schon im zweiten Gemüsejahr abgeschminkt. Jetzt landen unreife Tomaten einfach in einer Schachtel zum Nachreifen.
Es erfordert eine veränderte Sichtweise und eine gewisse Gelassenheit, Beeren an den Sträuchern zu lassen oder Gemüseüberschuss einfach mal auszureissen und auf den Kompost zu geben. Es war für mich gar nicht einfach, mich dieser Sichtweise anzunähern. Von zu Hause kannte ich einen sehr, sehr sorgsamen Umgang mit allem Essbaren. Ich denke mir mittlerweile, wenn etwas wirklich zu viel ist oder ich so ganz und gar nicht ernten mag: Auf dem Kompost machen die Pflanzen ja in gewisser Weise auch Sinn und kommen uns wieder zugute.
Letztes Jahr „schaffte“ ich es sogar, auch mal ein halbes Beet voll Karotten vor dem Winter einfach stehen zu lassen, weil es mir überhaupt keinen Spaß gemacht hat, sie zu putzen und einzufrieren. Die Natur hat meine Gelassenheit honoriert: Der Winter war so mild, dass ich die Karotten im Frühling ernten konnte. So habe ich gelernt, dass Faulheit manchmal auch belohnt wird.
Weiter geht’s mit dem „Plädoyer für den Gemüsegarten“ demnächst im siebten Teil:
„Gemüsegarten VII – (Sich) Gutes Tun“
Die vorangegangenen Teile zum Nachlesen:
Gemüsegarten I – Eine Leidenschaft
Gemüsegarten II – Unendliche Vielfalt
Gemüsegarten III – Faul sein
Gemüsegarten IV – Arten- und Sortenwahl für Bequeme
Gemüsegarten V – Beeren, Kräuter und Obst