Auf in hellere Gefilde

2009-11-06wzDraußen herrscht typisches Novemberwetter: kalt, grau, nass.

Zeit aufzubrechen und sich ein wenig Wärme und Sonne abzuholen
für den langen Winter.

Der Garten ist eingewintert, die Koffer sind gepackt,
die Vorfreude schon lange groß.

Morgen in aller Frühe geht’s los.
Für zwei Wochen wird es hier still werden.

Ich wünsche euch eine schöne Zeit,
genießt die ruhige Zeit vor dem Weihnachtsrummel.

Liebe Grüße an alle (Blog-)FreundInnen,
Margit

Gärtnern ist keine Idylle

Welcher Schwächling muss dran glauben?

2009-10-27wzZu meiner Frühstückslektüre gehört neben einer aktuellen Tageszeitung das österreichische Nachrichtenmagazin „Profil“. Überraschenderweise stieß ich in einem Interview mit dem Regisseur Lars von Trier auf das Thema Garten:

profil: Sie beschäftigen sich privat viel mit Ihrem Garten, aber ich habe den Verdacht, dass das für Sie auch kein Idyll ist.

Lars von Trier: Man denkt immer, Gärtnern sei so erholsam. Aber was man wirklich tut: Man ist eine Art Hitler im eigenen Garten. Erst räumt man alles weg, dann pflanzt man Samen, und wann immer ein Halm kommt, entscheidet man, welche Rasse man züchtet. Wenn etwas wächst, bringt man zuerst die Schwachen um. Und am Ende bringt man alle um – und isst sie.

(profil, Nr. 44, 40. Jg., 23. Oktober 2009)

Eigentlich wollte ich ja jetzt in den Garten – aber nun bin ich unsicher, ob ich dieses Schlachtfeld noch guten Gewissens betreten kann;-)

Sitzplatz im Kräutergarten

Im sogenannten Kräutergarten dachte ich anfangs, alle Kräuter unterbringen zu können. Da hatte ich meine Leidenschaft für Kräuter schwerstens unterschätzt. Darüber habe ich hier schon einmal geschrieben.

Nach einem Jahr gestaltete ich das kleine Fleckchen radikal um und gönnte uns einen kleinen Sitzplatz dort.

2009-10-21_01wzDer Kräutergarten ist nach Süden ausgerichtet, die Wand dahinter speichert die Wärme recht gut. Deswegen genießen wir hier gerne die ersten warmen Stunden nach dem Winter oder die letzte Abendwärme.

2009-10-21_02wzIm Frühling wirkt alles noch recht übersichtlich.

2009-10-21_03wzIm Mai beginnen die Rosen im Kräutergarten zu blühen. Die Rugosa-Rose Moje Hammarberg direkt vor den beiden Stühlen gewinnt jedes Jahr das Rennen um die erste geöffnete Blüte.

2009-10-21_04wzDann bietet sich einem dieser Blick: Die ersten Rosenblüten direkt vor der Nase zum ausgiebigen Beschnüffeln, begleitet von unzähligen Knospen der The Fairy links davon, die etwas später mit der Blüte beginnt, dann aber bis zum Frost durchblüht. Und im Hintergrund passen schon die Lavendelknospen auf den richtigen Zeitpunkt.

2009-10-21_05wzKurze Zeit später sitzt man dann für ungefähr einen Monat zwischen Rosen-Blütenwolken. Abgesehen von der Donau im Rücken schieben alle Rosen immer wieder Blüten nach.

2009-10-21_06wzDann beginnen die Lavendel mit ihrer langen Blütezeit und die direkte Sicht vom Sitzplatz aus verändert sich – links The Fairy, dahinter die Lavendelblüten in Blau und Weiß. Rechts neben den Stühlen schieben sich die zartgelben Blüten des Griechischen Bergtees noch ins Bild. Wieder sitzt man schnuppernd auf dem kleinen Platz. Da bei uns stets ein leichtes Lüftchen weht, dominiert einen Monat lang der Lavendel das Duftgeschehen.

2009-10-21_07wzNur kurze Zeit später beginnen die Echinaceen mit ihrer Blüte. Dazwischen schieben sich immer irgendwo Blüten oder Samenstände des Mutterkrauts hoch. Die Königskerzen, Verbascum chaixii Sixteen Candles, inzwischen auch über einen Meter hoch, stehen schon in den Startlöchern.

2009-10-21_08wzLangsam wird’s immer enger im Kräutergarten. Wer nicht weiß, wo der Zugang zu den Stühlen verläuft, tut sich schon schwer, ihn zu finden. Die Nachtkerzen beginnen mit ihrem allabendlichen Spektakel. Man sollte sich die Zeit nehmen, das langsame Öffnen ihrer Blüten zu beobachten. Nach dem Öffnen verströmen sie einen betörenden Duft.

2009-10-21_09wzLinks von den Stühlen wird’s auch immer dschungeliger. Dort wachsen Weinraute, Wermut, Echinaceen, Bilsenkraut, Verbena hastata, Rosmarin, Rainfarn und andere Pflanzen recht unkontrolliert in die Höhe und Breite.
Ach ja, hier zwischen Herzgespann (links), das um die zwei Meter hoch ist und ein toller Insektenmagnet ist, und Beifuß (recht), der noch höher wird, verläuft ein kleiner Trampelpfad. Doch den muss ich im Laufe der Sommers mehrmals freischneiden.

2009-10-21_10wzHier geht gar nichts mehr. Der Nordische Stechapfel, Datura stramonium, hat sich zwischen den Trittplatten ausgesät und darf bleiben. Bis zum Oktober wird er eine stattliche Höhe und Breite erreicht haben.

2009-10-21_11wzWie gut, dass der Duft-Sitzplatz auf mehreren schmalen Pfaden erreichbar ist.

Das Wort zum kalten Wochenende

Man suche angenehme Gesellschaft.

2009-10-16_1wzErkunde das Gegenüber auf’s Genaueste – Abchecken, heißt das heutzutage.

2009-10-16_2wzWenn die vertrauensbildenden Phase einen guten Verlauf nimmt, suche man die kuschelige Wärme des Gegenübers …

2009-10-16_3wz… und gehe auf Tuchfühlung.

2009-10-16_4wzBei so viel Kälte gleite man nahtlos in die heiße, exzessive Phase über. (Anmerkung: Ich weiß jetzt, wo das Wort ‚Schneckentempo‘ wirklich herkommt – die „heiße Phase“ hat sich über den ganzen Nachmittag gezogen.) Da ja Wochenende ist, genieße man diese ausgiebig.

2009-10-16_5wzUnd dann?

2009-10-16_6wzJeder ziehe wieder seiner Wege.

2009-10-16_7wzOder auch nicht.

Herbst? Nein, Winter.

Der Wintereinbruch steht kurz bevor. War vor einer Woche noch Schwitzen in Shorts und Sandalen angesagt, heißt’s jetzt: warme Schuhe, Socken, lange Hosen, dicke Pullis und am besten auch noch eine Haube gegen den schneidenden Sturm aus Norden.

Meinen Pflanzen gefällt das genauso wenig wie mir. Also bin ich seit Tagen am Einräumen und Ernten – bei eisigen Temperaturen und stürmischem Nordwind. Sehr unlustig.

Das viele Gemüse, das noch draußen hängt, will aber jetzt geerntet werden. Die Chilis und Paprikas lassen schon ihre Blätter hängen, die Tomaten befinden sich in Schockstarre.

In der Küche herrschen schlachtfeldgleiche Zustände: Es werden Tomaten eingekocht, eingefroren und getrocknet.

2009-10-14_005wzEinige davon kommen umgehend zusammen mit mediterranen Kräutern und einer Knoblauchzehe in Olivenöl.

2009-10-14wzUnmengen von Paprikas harren ihrer Bestimmung. Also habe ich in den letzten Tagen viele von ihnen abgenommen, mit vegetarischem Innenleben versehen und in die Gefriertruhe gesteckt. So geht das Kochen im Winter recht schnell. Schöne Aussichten, bleibt mehr Zeit zum Seifesieden!

Die Paprikas habe ich nach dem Füllen einzeln eingefroren, erst wenn wie gefrostet sind, kommen sie in Gefrierbeutel, so kann ich sie einzeln entnehmen.

2009-10-14_003wzDie Hörnchenkürbisse hängen voller kleiner Früchte. Da wir nicht alle in Salaten und Eintöpfen essen können, habe ich versuchsweise mal einige Gläschen davon in einem milden Essig mit vielen Kräutern, Knoblauch und ein paar Chilis eingelegt. Gekostet werden kann erst in einigen Wochen, solange müssen die kleinen Kürbisse durchziehen.

2009-10-14_002wzApropos Chilis: Die Armen sind jetzt so richtig in Hochform. Nutzt alles nix, auch sie müssen geerntet werden. Einige Gläser habe ich noch in Essig mit ganz vielen Kräutern eingelegt, einige größere mittelscharfe Chilis mit der gleichen Fülle wie Paprikas gefüllt und eingefroren. Die werden im Winter zusammen mit den gefüllten Paprikas in einer Tomatensoße serviert. Den Rest werde ich dann wohl noch in den nächsten Tagen zu Chili-Pasten verarbeiten.

Die letzten Teekräuter musste ich auch ernten, bevor der Frost meine heißgeliebten Zitronen- und Minzverbenen erwischt.

2009-10-14_004wzDie geernteten Quitten lasse ich noch eine Woche stehen – es duftet himmlisch! Bis dahin sollte ich überlegen, was ich damit anstelle – Gelee, Likör, Schnaps?

Jeden Tag wird’s nun noch kälter, die Nachttemperaturen nähern sich dem Nullpunkt, im Wienerwald soll’s demnächst den ersten Schnee geben. Der Sturm pfeift seit gestern um’s Haus, so auch jetzt wieder. Hoffentlich geht’s diesmal glimpflicher ab als beim letzten Sturm im August. Unser Marillenbaum hat leider trotz sofortiger Stützmaßnahmen und behutsamem Rückschnitt nicht überlebt. Schon seit vielen Wochen steht er kahl und braun da. Wir werden im Frühling wohl einen neuen pflanzen.

Und nun ist’s Zeit für eine Kanne Tee und ein schönes Feuerchen im Kamin. Das sind die Vorteile am Winter.