Fluch oder Segen? – Segen!

Löwenzahn ist der erklärte Feind vieler Gartenbesitzer. Sie meucheln ihn mit der chemischen Keule oder legen selber mit allerhand Gerätschaften Hand an, um die tief wurzelnden Löwenzähne zu entfernen. Eine Sysiphosarbeit. Und völlig unnötig. Viel besser: Aufessen.

2010-04-26_04wzAus den Blättern lassen sich allerlei Gerichte zaubern wie Salate, Spätzle, Strudel, aus den Blüten lässt sich Gelee, sog. Löwenzahnhonig, zubereiten, und selbst die Wurzeln sollen gut schmecken und sich optional auch zu Kaffee verarbeiten lasen.

Ich muss gestehen, dass ich die kulinarischen Möglichkeiten der Löwenzahn-Wurzeln noch nicht persönlich erkundet habe, die Blätter aber landen immer ab den ersten Vorfrühlingstagen im Salat. Vorgestern konnte ich endlich die erste Portion Löwenzahngelee einkochen – ausschließlich mit Löwenzahn aus dem eigenen Rasen.

2010-04-26_03wzViele würden das ja nicht als Rasen bezeichnen. Wir spritzen keine Chemie, düngen auch nicht, nur gemäht wird regelmäßig, um zwischen den Beeten für etwas optische Ruhe zu sorgen. Genau genommen haben wir eine Wiese mit Gänseblümchen, Veilchen, Löwenzahn, Klee, Gundermann, Schafgarbe, Wegerichen und allerlei anderen Wildkräutern. Erstaunlich, was in ein paar Jahren aus dem angesäten Rasen geworden ist.
Ich bin froh darüber: Schon viele der genannten Wildkräuter habe ich in der Küche verarbeitet: Gundermann zum Würzen, aus Gänseblümchen habe ich schon Gelee gekocht, ebenso aus den Blüten des roten Klees, und viele Wildkräuter finden ihren Weg in unseren abendlichen Salat. Und endlich kann ich in diesem Jahr die Löwenzahnblüten für den „Honig“ direkt und ausschließlich im eigenen Rasen ernten. Ist das nicht schön?!

Für viele ebenso ein Fluch: Bärlauch. Wir haben ihn vor Jahren schon eigens im Garten unter einer Hecke angesiedelt, wo er sich gerne ausbreiten darf. Das Angebot hat er dankend angenommen und fühlt sich mittlerweile wohl an seinem Platz.

Vor einer Woche habe ich viele Portionen Bärlauchgnocchi gemacht und eingefroren. So können wir auch in einigen Monaten noch unseren Bärlauch genießen.

2010-04-26_01wzVon einem ganzen Kilo Bärlauch – das klingt wenig, ist aber eine Riesenmenge – haben wir gemeinsam Pesto gemacht. Es schmeckt köstlich zu Nudelgerichten, gekochten Kartoffeln oder auch einfach zu Fleisch. Oder zu obigen Bärlauchgnocchi.

2010-04-26_02wzAlso: Nicht meckern über das „Unkraut“, aufessen!

Reger Hotelbetrieb

Einmal einchecken, einmal auschecken.

2010_Inshot1wzEin paar Zimmer sind schon an Dauergäste vergeben.

In unserem letzen Sommer gebauten Insektenhotel herrscht bei sonnigem Wetter reger Hotelbetrieb.

2010_Inshot5wzFertig ausgebaut ist es noch lange nicht. Doch beinahe täglich kommen neue Hoteltrakte hinzu. Wir sind ebenso fleißig wie unsere Gäste.

Hier müht sich ein häufiger Gast damit ab, die letzte Kammer ordentlich zu verschließen.

2010_Inshot2wzEs ist toll, den Hummeln dabei zuzusehen, wie sie Baumaterial vom Erdboden – sehr beliebt ist das Feuchtbeet – zum Hotel transportieren und dann alles schön verspachteln. Ich könnte stundenlang einfach nur beobachten.

Hier ist die obige Kammer schon fast fertig versiegelt.

2010_Inshot3wzUnd wie das so ist beim Bauen, fällt auch jede Menge Bauschutt an.

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Heimatspaziergang 2 – Durch’s Moor & über die Wiesen

Für den Rückweg wählen wir einen Weg durch einen anderen Teil des Moores, das die Landschaft rund um meine Heimatgemeinde prägt.

2010-04-06_3988wzIch erliege noch immer jedes Mal, wenn ich ein paar Tage in meiner Heimat verbringe, dem Zauber dieser Moorlandschaft.

2010-04-06_3990wzZu jeder Jahreszeit malt die Natur mit anderen Farben.

2010-04-06_3992wzWunderschön die weißen Stämme der Birken – in den Kronen sprießt schon zartes Grün.

2010-04-06_3994wzÜber den sanften Hügel ragt neugierig der Turm der Pfarrkirche von Haigermoos.

2010-04-06_3997wzWir schlagen jedoch eine andere Richtung ein, durch ein Waldstück geht es sanft bergauf. Am Waldrand fällt dieser Schuppen ins Auge. Er ist rundherum dekoriert mit alten Wagenrädern, Werkzeugen aus vergangenen Zeiten und …

2010-04-06_3998wz… tierischen Überresten wie Schädeln, Krallen und Teilen von Gebissen. Leider bin ich nicht versiert genug, um sie den entsprechenden Tieren zuzuordnen.

2010-04-06_3999wzDem Wald abgewandt wandern wir ein kleines Stück an einem zierenden Holzstoß entlang, der zwischen alten Baumstümpfen aufgeschlichtet wurde.

2010-04-06_4004wzHolz prägt in dieser kleinen Region die Landschaft in verschiedensten Formen: Man findet unzählige kleine und kleinste Wäldchen, viele Holzstöße an Wald- und Wegrändern und an den Wänden der Häuser, alte Holzschuppen, die noch immer als Unterstand für Gerätschaften dienen, Holz an Fassaden alter und neuer Häuser.

Auch diesen, einen meiner Lieblingsplätze am Weg, prägt Holz: Ein uralter Baum, als Naturdenkmal deklariert, bewacht eine kleine Kapelle.

2010-04-06_4006wzFür die Kapelle jedoch wurde der Baum zur Bedrohung: Durch den Wurzeldruck bekam das Jahrhunderte alte Mauerwerk Risse, die in jüngster Zeit sogar das Deckengewölbe sprengten.

2010-04-06_4010wzÜber kurz oder lang wird die Kapelle wohl in sich zusammen stürzen. Das macht mich traurig. Hier – nur zehn Minuten von meinem Elternhaus – habe ich oft vorbei geschaut, um die Ruhe zu genießen, die Baum und Kapelle ausstrahlen.

Fast schon sind wir wieder bei meinem Elternhaus. Nur ein kleines Stück durch ein winziges Wäldchen und schon kann ich es sehen.

2010-04-06_4011wzEs geht etwas bergab entlang der Wiese, wo uns Kindern vor – wie es scheint – urdenklichen Zeiten ein Nachbar gezeigt hat, wie man Grillen aus ihrem Bau lockt. Herausgekommen ist keine. Aber lustig war’s.

Ein Marterl am Wegesrand zum Gedenken an ein Geschehen, das aus dem Gedächtnis der Menschen im Ort mittlerweile wohl entschwunden ist.

2010-04-06_4013wzVorbei geht’s am Bauernhof, der meinen Urgroßeltern gehörte. Dort werden wir noch von zwei freundlichen Gesellen begrüßt.

2010-04-06_4015wzJetzt noch ein paar Fußminuten und wir sind wieder am Ausgangspunkt unseres Osterspaziergangs, meinem Elternhaus.
Es war ein wunderschöner Tag, an den ich mich immer gern erinnern werde.

Hier der erste Teil des Spaziergangs zum Nachlesen.

Heimatspaziergang 1 – Holzöstersee & Pestfriedhof in Marktl

Zu Ostern waren wir auf Kurzbesuch in unserer Heimat, dem Innviertel. Der Dienstag nach Ostern war ein wunderbarer Tag – blauer Himmel, leichter Wind, sonnig, warm. Ein perfekter Frühlingstag. Mit meiner Mutter unternahm ich einen langen Spaziergang. Ausgangspunkt war mein Elternhaus.
Ich will euch jetzt einmal zeigen, wie schön es in meiner Heimat ist – die Auswahl der Bilder fällt mir extrem schwer. Hoffentlich fühlt ihr euch nicht von der Fülle der Bilder erschlagen.

Circa eine Viertelstunde Fußmarsch von meinem Elternhaus entfernt liegt der Holzöstersee, ein Moorsee, in dem wir in Kindertagen natürlich oft schwimmen waren oder im Winter eislaufen.

2010-04-06_3950wzRund um den kleinen See führt ein Rundwanderweg. Wir schlagen den schmalen Pfad in Richtung Moor ein.

2010-04-06_3952wzDer Wasserstand ist ausgesprochen hoch zur Zeit.

2010-04-06_3953wzZwischen den Brettern des offiziellen Weges steigt bei jedem Schritt das Wasser schmatzend hoch.

 

2010-04-06_3961wzDas Moor präsentiert sich in der Frühlingssonne. In den Bäumen sprießt das zarte Grün, während am Boden noch kaum neues Leben zu sehen ist.

2010-04-06_3957wzSo verlockend manchmal ein paar Schritte abseits des offiziellen Weges erscheinen, ist doch Vorsicht angebracht. Denn der Boden kann trügerisch sein.

2010-04-06_3958wzNach dem Verlassen des Moors geht’s über eine winzige Straße am Waldrand entlang, wo Frühlingsboten wie Ehrenpreis uns mit ihren zarten…

2010-04-06_3965wz…und leuchtenden Farben – wie der sonnige Huflattich – begrüßen.

2010-04-06_3967wzUngewöhnlich viele Huflattichblüten an einer Stelle. In meiner Kindheit nichts Ungewöhnliches, jetzt schon beinahe eine Seltenheit.

Jetzt aber ab in den Wald. Eine schmale Waldstraße führt uns einem unserer Ziele entgegen.

2010-04-06_3969wzDem Pestfriedhof in Marktl. Nur einen halben Kilometer vom Bauernhof meiner Großeltern entfernt, habe ich mich als Kind hier des öfteren aufgehalten – und das Gruseln genossen. Noch immer sieht man die Hügel, unter denen die Toten bestattet wurden.

2010-04-06_3970wzEin Marterlkreuz erinnert an die Zeit, als die Angst vor dem „Schwarzen Tod“ umging und ganze Ortschaften entvölkerte.

2010-04-06_3985wzEine kleine Bank lädt zum Verweilen und Gedenken ein.

2010-04-06_3975wz„Gedenket im Gebete der an dießem geweihten Orte begrabenen Bewohner der Pfarrei Haigermoos u. Franking, welche ungefähr im Jahre 1712 an der Pest gestorben sind.“ lautet die Inschrift der Gedenktafel.

Ein paar Meter daneben die alte Holzhütte meiner Großeltern. Sie diente mir und meinem Lieblingscousin zeitweilig als „Spielhaus“. Der Zahn der Zeit hat gründlich genagt. Sie ist völlig in sich zusammengefallen und existiert nur mehr in meiner Erinnerung.

2010-04-06_3982wzAn dieser Stelle führt der Weg aus dem Wald hinaus. Unglaublich viele kunstvoll errichtete Holzstöße begleiten hier den Waldrand.

2010-04-06_3980wzEin Bankerl lädt ein, die wärmenden Sonnenstrahlen und die Ruhe zu genießen. Nur ein paar hundert Meter entfernt über die Wiese, am Bauernhof meiner Großeltern, habe ich viele unbeschwerte Kindertage verbracht.

2010-04-06_3984wzHeute aber kehren wir um und gehen zu meinem Elternhaus zurück.

Wollt ihr mich auf dem weiteren Rückweg auch noch begleiten? Er führt wieder durch ein Moorgebiet und bietet viele Entdeckungen.
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