Höllenfeuer

Sie kam mit der Post, die kleine rote Hölle. Bei „ihr“ handelt es sich um die Bhut Jolokia, auch unter den Namen Bih Jolokia, Naga Jolokia u.a. bekannt, die derzeit schärfste Chili der Welt.DSCN1239wz

Erst mal wurde sie neugierig ausgepackt. Sie sah so harmlos aus. So normal. Eigentlich recht hübsch anzusehen, wie sie da in der Küche einige Tage lag. Immer wieder warfen wir ein Auge auf sie. Irgendwie ist sie ja schon ein klein wenig Respekt einflößend. Wir umschlichen sie wie Jäger ihre Beute. Die ausgiebige Inspektion der Hölle wurde dann wohldurchdacht lieber auf’s Wochenende verlegt. Vorsichtshalber. Man weiß ja nie, wie lange man dort festgehalten wird.

Und dann die Fragen: Wie verkostet man diese höllisch scharfe Chili? Was wäre ein passabler und vor allem auch angemessener Weg, dieses gemeine Ding mit den Geschmacksnerven in Verbindung zu bringen? Einfach auf einem Stückchen rumkauen? Und wie klein muss dieses Stückchen sein, so richtig winzig? Wenn’s aber gar so winzig ist, worauf soll man dann herumkauen? Oder lieber einfach nur ein wenig die Zunge ranhalten – wäre das noch angemessen? Hm…

Mein Schatz, mein liebster Vorkoster, hat sich für den Beginn für letztere Variante entschieden. Erstmal wurden Latexhandschuhe übergestreift und das große Schlachtermesser ausgepackt.

DSCN1246wzSo sieht es also im Inneren der Hölle aus. Eigentlich nicht so ungewöhnlich.

Was für eine hinterhältige Irreführung!

DSCN1247wzSchon kurz nach dem Aufschneiden verbreitete sich in der Küche ein feiner Duft nach Chili – allen wohl vertraut, die schon öfter Chilis in größeren Mengen verarbeitet haben. Aus diesem feinen Duft wurde ganz schnell eine böse stechende Wolke. Unsere Nasen liefen, die Augen wurden leicht gerötet, Taschentücher wurden gezückt, um den vielen „Hatschi!“s Einhalt zu gebieten.

Mein allerliebster Vorkoster hat es dann gewagt, sich, nach einer Viertelstunde des Niesens und Schneuzens, mit der Zunge an ein winziges Stückchen der Bhut Jolokia heranzutasten. Ganz schnell war die Zunge wieder im Mund. Es würde höllisch stechen, meinte er nur und nieste.

Nochmals eine Kunstpause. Dann war es soweit. Er wagte es, dieses winzige, schon zungenbetastete Stückchen Hölle zu kauen und gar noch zu schlucken. Es sei einfach nur scharf, so scharf, so scharf. Es gibt ja Chilis, die durchaus noch viele Geschmacksnuancen in sich bergen, in der Hölle ist erwartungsgemäß nur Feuer.

Und ich? Ich gestehe: Ich habe es beim Kosten per Luft – sprich, beim Einatmen all des herumschwirrenden Capsaicins – belassen. Vorerst. Mein allerliebster Vorkoster hat sich am selben Abend noch todesmutig noch zwei klitzekleine Stückchen in seine Spaghettisoße gemischt. Entweder das war nicht mehr ganz so schlimm, weil die Chili erwärmt war – oder seine Geschmacksnerven waren schon taub. Das Niesen blieb nämlich aus.

Jetzt liegt die angeschnittene Chili erst mal zum Trocknen am sonnigen Fenster. Dieses umgehe ich derzeit großräumig.

11 Kommentare zu “Höllenfeuer

  1. Iris

    Hallo Margit,
    hab mich köstlich amüsiert über Deine Darstellung Eurer Erfahrungen mit dem scharfen Höllenfrüchtchen ;o). Allerdings würde ich mich wahrscheinlich nicht trauen, davon zu kosten. Ich bevorzuge eher dezente Schärfe.
    Herzliche Grüße und eine schöne Herbstwoche,
    Iris

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  2. Elke(Mainzauber)

    Das hört sich ja höchst gefährlich an und wäre für mich sowieo nichts, ich mag’s nicht sonderlich scharf. Mir sind milde, leicht süßlich schmeckende Paprika am liebsten. Dein Mann war sehr mutig.
    Liebe Grüße
    Elke

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  3. Astrantia im Garten

    Boach Margit, das liest sich ja wie ein blutrünstiger Krimi … ich zittere ja immer noch!
    Ich habe deine Mail bekommen und ich will auch mal einen klitzekleinen Beitrag über diese blutroten Dinger machen. Aber erst hat sich Balu mal wieder vorgedrängelt.
    Also zunächst mal die einfache Variante der Chili-Würzpaste aus der Landlust Sept./Okt. S. 62 – von mir leicht abgewandelt:
    250g reife oder grüne Chilis,
    2 TL Kreuzkümmel
    1 EL Korianderkörner
    5 Knobizehen
    1 TL grobes Meer-Salz
    ca. 125 ml Olivenöl
    Chilis waschen, teilen, entkernen, mit heißem Wasser übergießen, abtropfen lassen.
    Restl. Gewürze (außer Salz)ohne Fett anrösten und mit Chilis, Salz und Öl im Mörser zu einer Paste verrühren. Wenns schnell gehen soll nehme ich meine ‚Mulinette‘.
    In kleine Gläser abfüllen und immer im Kühlschrank aufbewahren.
    Hält sich mehrere Wochen, sollte aber immer mit einer Ölschicht abschließen (wie bei der Pesto).
    Schreib mir, ob du es auch mal ausprobiert hast.
    Bis dann A.

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  4. Margit

    @ Barbara: Naja ich weiß nicht – gut essbar, weil gekocht, das würde ich jetzt nicht so unterschreiben. Ich denke eher, wenn es schon mal einfach nur brennt, dann spürt man nicht noch mehr Schärfe, das geht einfach nicht;-)
    LG, Margit

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  5. Barbara

    So hinterhältig sieht diese Paprika (Chili) doch gar nicht aus 😉 !! Aber eben, wie oft sieht man nicht was hinter der „Fassade“ steckt….Was wirst du schlussendlich mit der angefangenen Chili machen? Sicherlich die Kerne aufbewahren und nächstes Jahr aussäen, ernten und dann einem „ungeliebten“ Menschen weiterverschenken 😉 ! Nun, Ironie beiseite, ich denke diese Paprika muss eine ganz herrliche Beigabe zu einem Saucengericht sein. Gekocht scheint sie ja gut essbar !
    Liebe Grüsse,
    Barbara

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  6. Karla Kotelett

    Margit, welches Konzert hast du gesehen? Auf CD? Mama ist hin und weg. Sie möchte gern mal ein Live-Konzert sehen, manchmal sind die ja in Deutschland. Dieser Wunsch läßt sich sicher erfüllen, besser wärs noch in GB.

    Deine Karla

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  7. stadtgarten

    Das hört sich ja wirklich höllisch an – und ich denke, Ihr seid ja schon Einiges gewöhnt! Wenn ich mir vorstelle, aus Versehen einen klitzekleinen Fitzel aus Versehen anzufassen und dann später die Augen reiben zu müssen…. (ist mir nämlich mit weit weniger scharfen Chilies schon passiert!) Aber interessant wärs schon, die auch mal zu probieren im Essen.
    Liebe Grüße, Monika

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  8. Lis

    Schon alleine die Farbe sagt einem, dass das Teil höllisch scharf sein muss! Ich könnte das nicht probieren, alleine schon der Gedanke daran treibt mir die Tränen in die Augen :-))

    LG Lis

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  9. Karla Kotelett

    Oh Margit, wie interessant! Ich hätt sie nicht mit dem Rüssel angefasst, da brennt man ja ab. Wir haben eine Rosenpeperoni geschenkt bekommen, aber sowas ist für dich als Profi vermutlich nur die halbe Miete. Wir trocknen sie nun und wollen im nächsten Jahr ins Geschäft einsteigen.

    Deine Karla

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  10. Brigitte

    Ja Margit, das kenne ich!!

    Diese Paprika sieht tatsächlich bereits hinterhältig aus!

    Jedes Jahr macht sich meine Schwägerin eben mit Mundschutz, Latexhandschuhen etc. die Arbeit, trocknet höllische Chili’s für uns, mahlt sie und füllt sie ab. Ich muss sie nur noch nach Hause transportieren, um sie dann höllenscharf in die Spaghettisoße etc. zu geben. Es ist einfach Geschmacksache. Ich mags, mein verzärtelter Ehemann kann es nicht mehr vertragen. Dann esse ich sie halt alleine!

    Schön, dass du wieder online sein kannst!

    Lieben Gruss, Brigitte

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