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Langes Gartenwochenende

Das verlängerte Wochenende war ganz und gar dem Garten gewidmet. Wir konnten einen ganz tollen Garten erforschen, auf den ich schon sehr lange neugierig war, es kam ganz lieber Besuch aus einem Gartenforum und am Sonntag besuchten wir noch die Gartentage im Stift Seitenstetten.

Und obwohl ich schon von unseren lieben Besucherinnen ganz tolle Pflanzengeschenke bekam, und obwohl ich eigentlich ja kaum mehr Platz für neue Pflanzen habe, sind doch glatt in Seitenstetten einige Schönheiten in den Kofferraum unseres Autos gehüpft.

An den Hostas kann ich nie vorbei gehen. Und das, obwohl in unserem Garten die Sonne vorherrscht. Da wird es mit den Pflanzplätzen zunehmend schwierig.

2009-06-17_01wzPacific Blue Edger, Sky Dancer, Ghost Spirit, Holy Mouse Ears und Orange Marmelade mussten einfach mit. Ich kam mir richtig maßlos vor, denn auch von unseren Besucherinnen bekam ich u.a. einige dieser Blattschönheiten. Doch, oh Wunder: Alle haben schon einen Standort gefunden. Töpfen sei Dank.

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Ghost Spirit

An Duftpflanzen komme ich ebenfalls nie vorbei. Die angeblich nach Rosen und Minze duftende Pelargonie Lady Plymouth mit ihren weiß geränderten Blättern steht nun in einem Topf an unserer Zisterne.

2009-06-17_03wzHerb und ein wenig nach Kiefern duftet die folgende Duftpelargonie. Besonders auffallend sind die wunderschön eingeschnittenen Blätter. Sie hat einen Platz am Fuß des Zisternen-Sitzplatzes gefunden. Ganz in Griffweite meiner Fingerspitzen.

2009-06-17_04wzUnd weil man der Nase nie genug Abwechslung bieten kann, konnte ich auch dem feinen Duft des Johannisbeersalbeis, Salvia microphylla, nicht widerstehen. Ganz bestimmt werde ich mich im Spätherbst beim Einräumen der frostempfindlichen Pflanzen wieder verfluchen, weil ich nicht weiß, wohin mit all den kältesensiblen Duftern.

Diese sphärisch anmutende Schönheit ist eine Astrantia major, für die ich ausnahmsweise wirklich schon einen Pflanzplatz wusste, als ich sie kaufte.
2009-06-17_07wzNeben Rosenmelisse, Monarda fistulosa x tetraploid, die mir vorletztes Jahr die Nachbarskatzen hartnäckig totgegraben hatten, musste noch die Echinacea ‚Green Envy‚ mit. Die schwächelt bei mir seit letztem Jahr dermaßen, dass sie Gesellschaft von ihresgleichen vielleicht ein wenig stärken wird.

Kaum vorbei komme ich auch an diesen genügsamen Sonnengeschöpfen. Leider namenlos, aber genau genommen hätte ich ihn mir sowieso nicht gemerkt, wurde dieses Sempervivum verkauft. Es hat auffallend grell rote Spitzen mit kräftigen Härchen. Und schon viele, viele Babys!

2009-06-17_05wzEin ebensolcher Hungerkünstler und genauso rot dieses Sedum, das mir richtiggehend in die Augen sprang und sich gnadenlos aufdrängte. Also erbarmte ich mich.

2009-06-17_06wzDas, was ich wirklich gesucht hatte, fand ich leider nicht: Die Hosta ‚Fire and Ice‚ und eine Damiana-Pflanze. Fire and Ice haben mir die Engerlinge im Topf abgefressen, es ist leider kurz nach dem Austrieb dahingeschieden. Vielen muss es wohl so ergangen sein, denn es war laut „Hostapapst“ völlig ausverkauft.
Und meine armes, kleines Damiana-Pflänzchen, das im Frühling mit der Post ankam, hat es leider nicht geschafft, sich danach bei mir zu etablieren. Da werde ich dann wohl im nächsten Frühling mal eine Reise ins Kräuterparadies antreten müssen und mich derweil in Geduld üben. Das schadet ja angeblich nie.

Als Trost erstand ich dann noch diese drei rostigen Teile. Bepflanzt habe ich bereits zwei davon mit unterschiedlichen Efeu-Sorten.

2009-06-17_08wzBilder konnte ich jedoch nicht mehr von den ausgepflanzten Sachen machen, denn der Sturm hat mich wieder einmal nach drinnen getrieben.

Wiener Zentralfriedhof – Natur anders

Alljährlich am Tag nach Allerheiligen machen wir einen Spaziergang am Wiener Zentralfriedhof. Zu Allerheiligen, am 1. November, ist uns dort zu viel „Publikumsverkehr“. Aber am nächsten Tag, zu Allerseelen, kurz vor Einbruch der Dunkelheit herrscht dort eine wunderbar ruhige, meditative Atmosphäre.

2008-11-13_6wzDie wenigen Menschen, die noch unterwegs sind, verlieren sich im riesigen Areal des Friedhofs, überall brennen noch die roten Grabkerzen vom Vortag und leuchten in den anbrechenden Abend hinein.

2008-11-13_7wzDie untergehende Sonne bringt die rot und golden verfärbten Blätter der alten, großen Bäume in deren Kronen noch einmal zum Aufleuchten. Unter den Schritten raschelt das herbstliche Laub. Ab und zu huscht ein Eichhörnchen über den Weg, die Krähen suchen sich unter lautem Krächzen ihr nächtliches Schlafquartier und ein paar unermüdliche Singvögel zwitschern ihr Abendlied.

2008-11-13_5wzDer Wiener Zentralfriedhof, der nicht wie der Name irreführenderweise behauptet, im Zentrum, sondern am äußersten Stadtrand Wiens liegt, ist der zweitgrößte Friedhof Europas. 1874 wurde er als erster interkonfessioneller Friedhof seiner Bestimmung übergeben. Seither fanden auf dem 2,4 ha großen Areal ca. drei Millionen Menschen aus unterschiedlichen Konfessionen ihre letzte Ruhestätte. Armengräber sind dort ebenso zu finden wie richtig prunkvolle neugotische Grabhäuschen, namenlose Gräber genauso wie zahlreiche Ehrengräber bedeutender Künstler und Gelehrter.

2008-11-13_9wzIch liebe ganz besonders den „alten jüdischen Friedhof“. Die Gräber in diesem Teil stammen überwiegend aus der Zeit gleich nach der Eröffnung. Bereits 1920 war dieser Teil des Areals „belegt“. Seither wurden und werden die Angehörigen des jüdischen Glaubens im „neuen jüdischen Friedhof“ beigesetzt.

Der „alte jüdische Friedhof“ wurde gegen Ende des zweiten Weltkriegs durch Fliegerbomben teilweise zerstört. Viele Nachfahren derjenigen, die dort ruhen, wurden getötet, einige haben es rechtzeitig geschafft, auszuwandern. So sind die meisten der Gräber in diesem Teil dem Fortschreiten der Zeit ausgeliefert. Die Grabsteine sind umgestürzt, die Inschriften nicht mehr lesbar, Grabbegrenzungen rosten langsam weg oder brechen durch die nachgebende Erde nach und nach ein. Efeu und wilder Wein überwuchern die Gräber.

2008-11-13_4wzKleine Zypressen, Thujen oder Eiben, einst als Symbole für den Sieg des Lebens über den Tod auf die Gräber gepflanzt, haben sich zu mächtigen Bäumen entwickelt und sich tief im Erdreich verwurzelt. Buchsbäume, nicht mehr geschnitten, sind zu gewaltigen Sträuchern herangewachsen. Einige Rosenstöcke haben ungeahnte Dimensionen erreicht. Aber auch die natürliche Vegetation hat sich ihren Weg gebahnt: Riesige Brennnesselfelder wuchern zwischen den Gräbern, nur ab und zu werden sie gemäht.

2008-11-13_8wzWenn man über den jüdischen Friedhof spaziert, kann man viel von der einstigen Blüte der jüdischen Kultur in Wien sehen: Reiche Kaufleute und Bankiers mit protzigen Gräbern, viele Wissenschaftler und Künstler, treue Staatsdiener (die nicht für ihre Treue belohnt wurden), wohlklingende Namen, hebräische Inschriften, wunderschön – lesen kann ich sie leider nicht. Aber auch viele schlichte Gräber der ärmeren jüdischen Bevölkerung.

2008-11-13_1wzBedrückend, auf wievielen Grabsteinen nur ein Vermerk über das vermutete Todesjahr irgendwann während der Schrecken des zweiten Weltkrieges zu finden ist, auf wievielen man als Sterbeort Auschwitz, Treblinka, Buchenwald und ähnlich bekannte KZs findet. Ein Gang durch die österreichische Geschichte.

2008-11-13_2wzAber auch ein Ort des Lebens: Der riesige Friedhof beherbergt eine sehr vielfältige Fauna. Hier wohnen jede Menge Eichhörnchen, die zum Teil auch recht zutraulich sind. Die vielen Mäusen dienen den Turmfalken, Mardern und Dachsen als Nahrung. Ringelnattern und zahlreiche Frösche sind ebenso anzutreffen wie Hasen und Rehe, die sich über die vielen immergrünen Pflanzen ganz besonders im Winter freuen.

2008-11-13_3wzDa unsere Familiengräber einige hundert Kilometer entfernt sind, entzünden wir als Zeichen unseres Gedenkens an verstorbene Familienmitglieder immer ein Kerzlein an einem namenlosen, vergessenen Grab.

2008-11-13_10wzDass die Wiener ein ganz besonderes Verhältnis zum Tod haben, davon zeugen unzählige Lieder, Filme und Romane. Aber auch die Tatsache, dass der Zentralfriedhof zu den größten Naherholungsgebieten der Wiener gehört. Der Hang der Wiener zur Morbidität gilt als Besonderheit der Wiener Seele. Leben und Tod stehen hier in inniger Verbindung, viele Heurigenlieder handeln vom Tod, schnell kann die Stimmung umschlagen zwischen Lebenslust und Todessehnsucht. Deutlich wird dies auch an den riesigen Eingangstoren zum Friedhof: Hier gibt es Würstelstandln, einige Glühwein- und Punschstandl, Maronibrater – man kann ganz gemütlich auf das Wohl der Verstorbenen trinken und sich stärken, bevor oder nachdem man ihren Gräbern einen Besuch abstattet.

André Heller hat den Wiener Zentralfriedhof einst nicht ganz unzutreffend als „Aphrodisiakum für Nekrophile“ bezeichnet.

Krumau III – Der Schlossgarten

Ein Herbstspaziergang im Vorfrühling? – Naja, niemand muss mitgehen in den Schlossgarten der Burg Krumau. Wer möchte, ist aber herzlich eingeladen:

01-RIMG0109wzDie Anlage des 19 ha großen Schlossgartens stammt aus dem Frühbarock und wurde danach im Rokkoko- als auch im klassizistischen Stil umgebaut. Im 19. Jahrhundert wurde das Aussehen des Gartens mehr in Richtung englischer Park verändert. Seit einigen Jahren erfolgt (leider, wie ich finde) eine schrittweise Restaurierung des Gartens im Rokkoko-Stil.

02-RIMG0116wzVorbei an diesen heute bezaubernd aussehenden ehemaligen Wirtschaftsgebäuden geht es stetig leicht bergauf, bis man den ersten Überblick über einen kleinen Teil der Anlage bekommt.

03-RIMG0119wzIch bin sehr froh, den Schlossgarten im Spätherbst gesehen zu haben. Die ornamentale Gestaltung mit Frühlings- und Sommerblühern in Rokkokogärten ist in ihrer Buntheit nämlich so gar nicht mein Ding.

04-LusthauswzEin kurzer Abstecher nach rechts und man steht vor dem „Lusthaus Bellaria“, fertiggestellt 1757. Direkt gegenüber vom Lusthaus steht ein hässlicher Klotz, eine drehbare, riesengroße Zuschauertribüne aus dem Jahr 1958. Denn Treppenaufgang und Balkone dienen seither als „natürliche Theaterbühne“. Der drehbare Zuschauerraum ist eine architektonische Hässlichkeit sondergleichen und raubt diesem Plätzchen im Park gänzlich seinen Charme. Ein Foto habe ich mir erspart.

05-RIMG0122wzWeiter geht’s über gekieste Wege zwischen berauschenden Herbstfarben unter dem Blätterdach majestätischer Bäume.

06-RIMG0127wzRechts vom Weg steht ein kleiner Holzpavillon (erbaut 1752), ein lauschiges Plätzchen für stille Treffen.

07-RIMG0129wzWeiter des Wegs gelangt man zu einem großen Teich mit einer kleinen Insel in der Mitte. Er verstrahlte zu dieser Jahreszeit und bei diesem Licht einen ganz besonderen Zauber. Der spätherbstliche Spaziergang bei trübem Wetter hat dem ganzen Park einen beinahe morbiden Charme verliehen.

08-RIMG0134wzAm Rückweg genießen wir noch einmal die Natürlichkeit und Ruhe, die dieser Teil des Parks ausstrahlt.

09-RIMG0142wzSchon gelangen wir wieder in den Teil, der nicht mehr so ganz meinem Geschmack entspricht. Die alten, teils schon recht knorrigen Bäume aber schon.

10-RIMG0143wzDiese riesige Vase auf der Gartenbalustrade stammt aus dem Jahr 1765.

11-Steinerne VasewzDie 1765 fertiggestellte Kaskadenfontäne wirkt Ende Oktober seltsam traurig und deplatziert.

12-KaskadenfontaenewzViel schöner dieser Weg – so richtig zum Abschalten, Durchatmen und Genießen der Stille.

13-RIMG0166wzEin letzter Blick auf den Kastellturm des Schlosses durch das herbstliche Geäst der Bäume im Schlossgarten. Beinahe wie ein Gemälde.

14-RIMG0160wzDas war’s mit den Eindrücken unseres Herbstausflugs in das kleine tschechische Juwel. Ich hoffe, es hat euch gefallen, ein wenig mit mir dort herumzuwandern!

Mehr über Krumau:
Krumau I – Das Städtchen
Krumau II – Die Burg

Krumau II – Die Burg

Oberhalb der Moldau auf einem Felsvorsprung thront die imposante Burg von Krumau. Im Laufe von sechs Jahrhunderten wurde die Anlage erbaut, mehrmals umgebaut, erweitert und umgestaltet. Um fünf Schlosshöfe herum gruppieren sich Palast- und Wirtschaftsgebäude, daran anschließend folgt der riesengroße Schlossgarten.2007-10_K_BurgrechtswzAm oberen Bild zu sehen ist der rechte Teil der Burg mit den ersten beiden Schlosshöfen, die von prächtigen, im Stil der Renaissance bemalten Gebäuden flankiert sind.2007-10_K_BurgmittewzNach links daran anschließend der Teil, der mir am besten gefällt. Er scheint ganz organisch aus dem Felsen zu wachsen und umschließt die nächsten beiden Schlosshöfe.

2007-10_K_BurglinkswzNach links schließt dann die äußerst imposante „Mantelbrücke“ an. Wie gewaltig diese Konstruktion ist, kann man erst ermessen, wenn man darunter bzw. davor steht.2007-10_K_MantelbrueckewzAuf den Arkaden befindet sich eine Fahrbahn. Die Stockwerke darüber sind überdacht. Angeblich wurden sie errichtet, damit die Schlossdamen „trockenen Fußes“ aus dem rechten Teil der Burg in das links von der Mantelbrücke gelegene Schlosstheater und den anschließenden Schlossgarten gelangen konnten.

RIMG0105wzDie Luken in der Mauer des fünften Schlosshofes, der links an die Mantelbrücke anschließt, bieten wunderbare Ausblicke auf die Stadt.

Das erste Mal erwähnt wurde die Krumauer Burg im Jahr 1253 als Sitz des Herren Witiko aus dem Geschlecht der Wittigonen. Die Rosenberger bauten die Burg mehrmals um. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fand ein großer Renaissance-Umbau statt.

2007-10_K_SchlossturmwzWahrend dieses Renaissance-Umbaus wurde der Kastellturm, Wahrzeichen des Schlossareals, aufgestockt und mit einem Arkadenrundgang versehen. Die Wände des Turms und des Kastells, des ältesten Teils des Schlosses, wurden bemalt, um den Stil der italienischen Renaissance nachzuahmen. Dabei wurden architektonische Details mittels Illusionsmalerei vorgetäuscht.

2007-10_K_HofwzDiese Malereien setzen sich auch im Inneren der Schlosshöfe fort und sehen täuschend echt aus. Man könnte meinen, nach Steinen und Fresken zu greifen und landet doch an der flachen Wand. 1993 bis 2001 wurden die Malereien aufwändig restauriert.

2007-10_K_FensterwzDie Wohnräume des Schlosses sind zum Großteil noch in der originalen Ausstattung erhalten, samt Möbeln, Bildern, Gobelins und anderen Kostbarkeiten. Leider ist in diesen Räumen strenges Fotografierverbot – auf dessen Einhaltung auch geachtet wird. Im Inneren finden sich auch barocke und Rokkoko-Elemente wie z.B. die Schlosskapelle. Diese Teile waren ebenfalls mit Fotografierverbot belegt.

In einigen Wirtschaftsräumen der Burg finden laufend Ausstellungen statt. Wir hatten Glück und ich konnte diese „schräge Tafel“ bestaunen.

2007-10_K_SchraegeTafelwzDie Tafel ist mit lauter handgefertigtem Geschirr in etwas eigenwilligen Formen gedeckt. Am liebsten hätte ich einfach zugegriffen…

2007-10_K_StachelkannewzAuch in den Tiefen der Burg gibt es einiges zu erkunden. Noch nie habe ich solch beeindruckende Gewölbe gesehen, so weitläufig und zum Teil mit unglaublichen Deckenhöhen wie in einer unterirdischen Kathedrale. Teile dieser Kellergewölbe dienen ebenfalls als Ausstellungsräume.

2007-10_K_GewoelbewzNach der Erkundung der Kellergewölbe freut man sich umso mehr, auf einem mittelalterlichen Balkönchen etwas Luft zu schnappen. Noch dazu, wenn sich von hier aus ein wunderbarer Blick auf den terrassierten Burgberg in den Farben des Herbstes und die darunter gemächlich vorbeifließende Moldau bietet.

2007-10_K_BurgbergwzIm nächsten Teil geht’s an den „Ausläufern“ der Mantelbrücke entlang in den Schlosspark.

2007-10_K_Bruecke2wzMehr über Krumau:
Krumau I – Das Städtchen
Krumau III – Der Schlossgarten

Krumau I – Das Städtchen

Ende Oktober verbrachten wir einige Tage im kleinen tschechischen Städtchen Krumau, das mich nachhaltig begeistert hat.

Von der Moldau umschlungen liegt Krumau malerisch zwischen sanften Hügeln. Auf einem dieser Hügel liegt das Schloss, von dem aus dieses Foto gemacht wurde. Man hat einen wunderbaren Blick auf die Dächer von Krumau, die sich harmonisch – ohne Satellitenschüsseln und Antennen – zueinander fügen.

2007-10_K_vonobenwzKrumau blickt auf eine lange Geschichte zurück. Schon für die Zeitspanne zwischen 6000 und 5000 v.u.Z. ist eine erste Dauerbesiedelung des Stadtterritoriums belegt. Im Frühmittelalter erfolgte die nächste Besiedelung. Die Stadt wurde Sitz der Wittigonen, danach der Rosenberger, einem der mächtigsten Adelsgeschlechter Böhmens. Die rote Rose, aus dem Wappen des Herrschergeschlechts, findet sich deshalb überall in Krumau – wie auf dieser Hausfassade unter dem Fenster.

2007-10_K_Fassade3wzDer letzte Rosenberger verkaufte seinen Besitz an die Habsburger. Das Geschlecht der Eggenberger übernahm das mittlerweile zum Fürstentum erhobene Krumau 1622 von den Habsburgern als Dank für erwiesene Dienste. Nach den Eggenbergern fiel Krumau 1719 an das Geschlecht von Schwarzenberg.

Das beste Bier, das ich kenne, ist nach den Eggenbergern benannt. Ich bin ja keine ausgesprochene Biertrinkerin und bevorzuge ansonsten Rotwein. Aber in Krumau hat sich das kurzfristig geändert! Seit mittlerweile 400 Jahren wird das „Eggenberg“ in Krumau gebraut. Für eine Brauereibesichtigung war diesmal leider keine Zeit, das wird aber sicher beim nächsten Besuch nachgeholt.

2007-10_K_Fassade1wzWährend des zweiten Weltkriegs erlitt die Stadt keinerlei Schäden und so konnten die mittelalterlichen Häuser, die Renaissancefassaden und das riesige Schloss unbeschadet überleben.

2007-10_K_Fassade2wz1992 wurde Krumau in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen. Zu Recht: Selten habe ich eine so schön restaurierte Alstadt gesehen, mit der so behutsam umgegangen wurde. Keine großen, deplatzierten Schaufenster stören die Fassaden, alles wirkt beinahe so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Liebevoll wurden selbst kleinste Details erhalten.

2007-10_K_Tuer3wzTrotzdem schaut das Städtchen nicht aus „wie gelackt“, sondern richtig lebendig. Es gibt sehr wenig Asphalt in den Gassen und Straßen, fast nur Kopfsteinpflaster oder Pflaster aus Kieselsteinen, zwischen denen Grün sprießen darf. Auch das trägt wesentlich zum Eindruck bei, den Krumau hinterlässt.

2007-10_K_Fassade4wzAuch wenn es auf meinen Bildern oft nicht lebendig ausschaut: Ich habe Sonntag früh genutzt, um einen ausgiebigen Fotospaziergang zu unternehmen. Die Stadt hat noch geschlafen, in den Kirchen wurde gerade Messe gelesen. Eine ideale Zeit, um architektonische Details zu fotografieren.

2007-10_K_Tuer2wzSelten habe ich in so wenigen Tagen so viele Fotos gemacht – danke an meine Begleiter für ihre Geduld! Allein schon die vielen Türen…

2007-10_K_Tuer1wzManchmal meint man, sich direkt in einem Schiele-Bild zu befinden, wenn man durch Krumau spaziert. Seine Bilder der Krumauer Dachlandschaft oder des Moldau-Ufers scheinen sich greifbar vor einem zu befinden.

2007-10_K_UfercafeswzÜberall in den kleinen Gassen gibt es Restaurants und Cafés, in denen es köstliche Fischgerichte zu wirklich erschwinglichen Preisen gab. Bei der Kälte, die Ende Oktober herrschte, mussten wir des öfteren einkehren, uns aufwärmen und die vielen Eindrücke wirken lassen.

2007-10-K_RestaurantswzIn den kleinen Gassen finden sich auch jede Menge interessante Geschäfte mit tollen, fein gearbeiteten Replikaten alter Gläser, mit Rüstungen und allerlei mittelalterlich anmutendem Schnickschnack, viele Antiquariate und kleine Galerien.

2007-10_K_GaesschenwzAm Rand der Stadt, direkt am Ufer der Moldau gelegen, finden sich auch Hausgärten für Gemüse. Wunderschön terrassenförmig angelegt, wurde hier etwas Platz geschaffen, um selbst in dieser beengten Umgebung etwas eigenes Wachsen zu sehen.

2007-10_K_GartenwzUnd über allem, wie aus dem Fels gewachsen: Das imposante Schloss. Aber dazu mehr im nächsten Krumau-Post.

2007-10_K_SchlossFelswzMehr zu Krumau in meinem Blog:
Krumau II – Die Burg
Krumau III – Der Schlossgarten